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2. SONDERKONZERT

Werke von Prokofjew, Beethoven, Schostakowitsch, Mendelssohn Bartholdy, Fuchs

Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

In Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus 

28.01.2020 GROSSES HAUS

2. SONDERKONZERT

Sergej Prokofjew Ouvertüre über hebräische Themen (Orchesterfassung vom Komponisten) 

Ludwig van Beethoven aus Sinfonie Nr. 3 op. 55 Es-Dur „Eroica“: Marcia funebre: Adagio assai „Trauermarsch“

Dmitri Schostakowitsch Das goldene Zeitalter (Suite aus dem gleichnamigen Ballett)

Felix Mendelssohn Bartholdy Meeresstille und glückliche Fahrt

Richard Fuchs Vom jüdischen Schicksal. Kantate für Soli, Chor und Orchester

In der Kriegsstraße 120 erreichte Richard Fuchs 1937 die Nachricht des „Reichsverbands der jüdischen Kulturbünde in Deutschland“: Jegliche Aufführung seiner Kantate Vom jüdischen Schicksal wurde von der „Reichskulturkammer“ verboten. Der Karlsruher Jude, promovierter und im Stadtbild immer noch sichtbarer Architekt, verlegte sich nach dem Berufsverbot zwei Jahre zuvor auf die zweite Leidenschaft, das Komponieren. Nach den Pogromen 1938 und einer Verhaftung ins KZ Dachau gelang ihm gerade noch die Flucht nach Neuseeland, sein sportlicher Bruder Gottfried war bereits ein Jahr zuvor nach Kanada emigriert. Dieser führt bis heute gleich zwei Statistiken der Fußballnationalmannschaft mit Rekorden an: Zehn Tore in einem Spiel und die meisten Tore pro Spieleinsatz. Leben und Werk dieser beiden Karlsruher würdigt – wie das Kammerkonzert Extra am 26.1.20 – das 2. Sonderkonzert anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus.

Es vereint jüdische Themen wie in der beinahe Klezmerhaften Ouvertüre Prokofjews – und Musik zum Thema Fußball. Dass auch diese im klassischen Kanon existiert, beweist Schostakowitsch mit seinem ungemein witzigen farbensprühenden Ballett Das goldene Zeitalter, das eine sowjetische Fußballmannschaft ins kapitalistische Ausland begleitet. Tief bewegender Höhepunkt ist neben dem dem Gedächtnis Verstorbener gewidmeten Trauermarsch, dem Marcia funebre aus Beethovens 3. Sinfonie op. 55 Es-Dur „Eroica“, jedoch die europäische Erstaufführung des Fuchs’sches Werks Ein jüdisches Schicksal für Soli, Chor und Orchester gemeinsam mit dem Bachchor Karlsruhe – ein „heroisches Werk von Wucht und Kraft, … das Form und Gehalt in eine stilistische Einheit bannt.“

Das Oratorium Vom Jüdischen Schicksal für vier Solisten, Chor und großes Orchester entstand zwischen August und Dezember 1936 und gewann den ersten Preis in der Kategorie Chorwerk für vierstimmigen Chor mit Orchesterbegleitung mit biblischem oder jüdischem Stoff beim Preisausschreiben des Jüdischen Kulturbunds, die Aufführung wurde jedoch 1937 kurz vor der geplanten Uraufführung im Rahmen eines jüdischen Musikfestivals von der Reichskulturkammer untersagt. Fuchs’ Oratorium besteht aus vier Gesängen, wovon drei auf Gedichte aus Karl Wolfskehls Lyrikband Die Stimme spricht gründen. Der deutsch-jüdische Dichter Wolfskehl war als Mitgründer des sagenumwobenen Kreises um den charismatischen Dichter Stefan George berühmt und zählte zu den berühmtesten Persönlichkeiten um die Jahrhundertwende. Der zweite Gesang Stimme der Vorzeit nach Worten des sagenumwobenen jüdischen Minnesängers Süsskind von Trimberg kann als Selbstbildnis des aus der Öffentlichkeit verstoßenen Komponisten betrachtet werden.

Richard Fuchs wanderte zusammen mit seiner Familie über England nach Neuseeland aus, wo er 1947 verstarb.

Der 27. Januar 2020 ist der 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945. Unter der Leitung des jungen Schweizer Dirigenten Dominic Limburg wird die STAATSKAPELLE gemeinsam mit dem Bachchor der ev. Stadtkirche Karlsruhe den Opfern des Nationalsozialismus ein Konzert widmen. Das Gedenken an die Verfolgten des Nationalsozialismus und die Erinnerung an ermordete und vergessene Künstler*innen ist dem STAATSTHEATER ein großes Anliegen. Die Lichterfeld-Stiftung hat das Konzert, dass auf eine Initiative des Orchesters zurückgeht, mit angeregt und organisatorisch unterstützt. Die Stiftung widmet sich mit Ihrer Initiative Echospore insbesondere verfolgten Komponist*innen. 

An seinen Bruder, den berühmten Karlsruher Fußballer Gottfried Fuchs, soll an diesem Abend ebenfalls erinnert werden. Der erste deutsche Nationalspieler jüdischer Herkunft prägte vor und nach dem 1. Weltkrieg den Deutschen Fußball maßgeblich, musste aber, wie auch Richard Fuchs, 1937 vor dem Nationalsozialismus fliehen. Ihm wird im STAATSTHEATER eine Ausstellung gewidmet, die mit Unterstützung des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund realisiert wird. Die Ausstellungseröffnung wird vor dem Konzert am 28. Januar um 18:00 Uhr im FOYER stattfinden.

Jennifer Feinstein Mezzosopran
Nicholas Brownlee Bariton

Dominic Limburg Dirigent
Bachchor Karlsruhe
BADISCHE STAATSKAPELLE


In Kooperation mit der Stiftung Lichterfeld

                   


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